
Die Gerte
Dirigierstock statt Folterinstrument
Je besser du dich selbst sowie deinen Körper und deine Atmung kontrollieren kannst, desto feiner und entspannter wird dein Training verlaufen. Dein Pferd wird ebenfalls sensibler auf die Energie reagieren, die du ins Training einbringst. Dies führt dazu, dass weniger Missverständnisse in eurer Kommunikation auftreten.
Der richtige Umgang mit der Gerte – Hilfsmittel mit Verantwortung
Die Gerte ist ein wertvolles Werkzeug in der Arbeit mit Pferden, das bei richtiger Anwendung die Kommunikation zwischen Mensch und Tier deutlich verbessern kann. Dennoch ist es essenziell, sich bewusst zu machen, wofür sie eigentlich dient und wie man sie verantwortungsvoll einsetzt.
Wofür dient die Gerte?
Die Gerte ist kein Bestrafungsinstrument, sondern ein Hilfsmittel zur Unterstützung der Kommunikation. Sie kann helfen, Signale zu verstärken, den Bewegungsfluss zu lenken oder das Pferd bei der Koordination zu unterstützen. Besonders in der Bodenarbeit, beim Longieren oder im Training auf dem Platz ist sie ein wertvolles Werkzeug, um das Pferd feinfühlig zu dirigieren.
Was die Gerte nicht ist
Ausholen, drohen oder gar zuschlagen – all das sind keine akzeptablen Verhaltensweisen im Umgang mit der Gerte. Solche Handlungen können das Vertrauen des Pferdes nachhaltig beschädigen und Missverständnisse in der Kommunikation fördern. Die Gerte sollte stets mit Respekt und Achtsamkeit eingesetzt werden.
Sanftes Touchieren – das richtige Gefühl
Das sogenannte Touchieren mit der Gerte sollte immer sanft erfolgen. Es geht darum, dem Pferd einen kleinen Impuls zu geben, um eine Reaktion hervorzurufen oder eine Richtung anzuzeigen. Dabei kommt es auf Gefühl an: Ein leichter Kontakt reicht oft aus, um eine klare Botschaft zu senden.
Bewusstheit in der Körpersprache
Während deiner Ausbildung zur Pferdetrainerin wurde mir bewusst gemacht, wie wichtig es ist, auch bei der Verwendung der Gerte achtsam zu sein. Denn dein Pferd liest dich permanent – jede kleine Veränderung in deiner Haltung, deinem Gesichtsausdruck oder deiner Stimmung kann unbewusst Signale senden. Wenn du unachtsam bist oder hastig agierst, riskierst du Missverständnisse.
Kommunikation durch die Gerte
In der Bodenarbeit sollte die Länge der Gerte so gewählt sein, dass sie von den Nüstern bis zur Bauchmitte reicht. Diese Länge ermöglicht es dir, dein Pferd sanft zu berühren und gleichzeitig präzise Signale zu geben. Die leichte Handhabung ist entscheidend: Die Gerte sollte auf deinem Zeigefinger aufliegen und leicht in deiner Hand ruhen.
Bewegung aus dem Handgelenk
Ein zentraler Punkt im Umgang mit der Gerte ist die Bewegung: Alle Impulse sollten ausschließlich aus dem Handgelenk kommen. Das sorgt für feine, kontrollierte Bewegungen und verhindert unbeabsichtigten Druck oder unklare Signale. Vermeide es, den Arm unnötig einzusetzen – das kann Druck aufbauen und das Pferd verwirren.
Respektvoller Einsatz
Die Gerte darf niemals als Werkzeug zur Bestrafung verwendet werden. Stattdessen sollte sie immer als Kommunikationshilfe verstanden werden: Ein unterstützendes Element im Training, das Vertrauen fördert und die Zusammenarbeit erleichtert.
Vertrauen aufbauen durch Achtsamkeit
Der bewusste Umgang mit der Gerte stärkt das Vertrauen zwischen dir und deinem Pferd. Wenn du respektvoll und feinfühlig agierst, lernt dein Pferd, deine Signale klar zu verstehen und darauf angemessen zu reagieren.
Praktische Übungen zur Verbesserung des Umgangs mit der Gerte
Leichte Kontaktübung: Halte die Gerte in der Hand, führe kleine Bewegungen aus dem Handgelenk aus (z.B. nach oben/unten/seitlich), um Kontrolle und Feinfühligkeit zu trainieren.
Impulsübungen: Gib deinem Pferd kurze Impulse (z.B. beim Seitengang), um das Verständnis für deine Signale zu verbessern.
Reaktionsübungen: Fordere dein Pferd auf, auf einen sanften Kontakt mit der Gerte zu reagieren (z.B. Schritt vorwärts bei einem leichten Tipp).
Denke daran:
Die Gerte ist ein mächtiges Werkzeug in deiner Ausbildung – wenn du sie verantwortungsvoll nutzt. Mit Achtsamkeit, Gefühl und Respekt kannst du Missverständnisse vermeiden, das Vertrauen deines Pferdes stärken und deine Trainingsziele effektiver erreichen. Denke immer daran: Es geht um eine harmonische Zusammenarbeit auf Augenhöhe!